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Mai 21

Kreative Frau erfindet Flüchtlingszelte, die Regenwasser sammeln und Solarenergie speichern

Seit 2011 hat der syrische Bürgerkrieg eine der verheerendsten humanitären Katastrophen der Welt verursacht. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden etwa 13,5 Millionen Syrer innerhalb des Landes vertrieben oder leben als Flüchtlinge außerhalb ihrer Heimat. Diese Menschen stehen täglich vor enormen Herausforderungen – angefangen bei der grundlegenden Versorgung mit Nahrung und Wasser bis hin zur Suche nach einer sicheren Unterkunft.

Angesichts dieser erschütternden Realität fühlte sich die preisgekrönte jordanisch-kanadische Architektin Abeer Seikaly inspiriert, eine Lösung zu entwickeln, die das Leben der Flüchtlinge grundlegend verbessern könnte. Mit ihrer umfassenden Erfahrung in nachhaltiger Architektur und ihrer tiefen Verbundenheit zum Nahen Osten bringt Seikaly eine einzigartige Perspektive in dieses humanitäre Projekt ein.

„Architektur sollte auf grundlegende menschliche Bedürfnisse reagieren und gleichzeitig kulturelle Identität wahren“, erklärte Seikaly in einem Interview. „In Krisensituationen wird diese Verbindung oft übersehen.“

„Weaving a Home“ – Ein revolutionäres Design

Ihr wegweisendes Projekt „Weaving a Home“ ist mehr als nur ein Unterschlupf – es ist ein mobiles Ökosystem. Das Design verwendet ein innovatives strukturelles Gewebe aus hochfesten Kunststoffrohren, die in Sinuswellenkurven geformt sind.

 

Das Zelt im Winter


Diese intelligente Konstruktion ermöglicht es dem Zelt, sich bei unterschiedlichen Wetterbedingungen auszudehnen oder zusammenzuziehen und sich für Transport und Mobilität einfach zerlegen zu lassen. Gleichzeitig bietet die Struktur Privatsphäre und gewährleistet dennoch eine optimale Luftzirkulation, während sie sich flexibel an verschiedene Geländeformen anpassen kann.

Die Inspiration für das Design kommt aus traditionellen Webmethoden und nomadischen Bauweisen, die Seikaly geschickt mit moderner Technologie verbindet.

„Ich wollte die Weisheit alter Kulturen mit zeitgenössischen Lösungen verschmelzen“, erklärt die Architektin. „Die nomadischen Völker des Nahen Ostens haben seit Jahrtausenden mobile Unterkünfte perfektioniert, die an extremes Klima angepasst sind.“

Nachhaltige Funktionen für mehr Unabhängigkeit

Wassersammlung und -aufbereitung

Die Innenansicht des Zeltes

Eines der bemerkenswertesten Merkmale des Zeltes ist seine Fähigkeit, Regenwasser zu sammeln. Das Wasser wird von der Oberseite des Zeltes aufgefangen und fließt durch ein integriertes Filtersystem an den Seiten hinunter in spezielle Speichertaschen. Dies ermöglicht den Bewohnern Zugang zu sauberem Trinkwasser direkt an ihrer Unterkunft, bietet grundlegende Hygienemöglichkeiten wie Duschen und reduziert erheblich die Abhängigkeit von externen Wasserlieferungen, die in Flüchtlingssituationen oft unzuverlässig sind.

„In Krisengebieten ist Wasser oft genauso wertvoll wie Schutz“, betont Seikaly. „Indem wir beide Funktionen in einer Struktur vereinen, können wir zwei grundlegende Bedürfnisse gleichzeitig erfüllen.“

Innovative Energieversorgung

Nachts im Zelt

Durch sein durchdachtes technisches Design kann das Zelt auch Sonnenenergie aufnehmen und in elektrische Energie umwandeln, die in speziellen Batterien gespeichert wird. Diese eingebaute Energiequelle sorgt für grundlegende Beleuchtung in der Nacht, ermöglicht das Aufladen kleiner elektronischer Geräte und verbessert dadurch die allgemeine Sicherheit und Lebensqualität der Bewohner. In Regionen, wo Stromnetze durch Konflikte zerstört wurden oder nie existierten, stellt diese Eigenschaft einen bedeutenden Fortschritt dar.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Obwohl das Konzept weltweit Anerkennung gefunden hat, befindet sich das Projekt weiterhin in der Entwicklungsphase.

Seikaly erklärt: „Die Herausforderung liegt nicht im Design selbst, sondern in der Umsetzung aller Funktionen in einem bezahlbaren, leicht produzierbaren Produkt.“

Die Hauptschwierigkeiten umfassen die Entwicklung eines Materials, das sowohl widerstandsfähig als auch leicht und bezahlbar ist, sowie die Integration aller technischen Systeme für Wassersammlung und Energiegewinnung. Besonders wichtig ist auch die Sicherstellung, dass das Endprodukt von den Betroffenen selbst ohne spezielle Werkzeuge oder Fachwissen aufgebaut werden kann. Diese Aspekte zu vereinen, ohne die Kosten in die Höhe zu treiben, erfordert kontinuierliche Innovation und Tests.


Die Architektin und ihre Vision

Abeer Seikaly ist eine renommierte Architektin, Künstlerin, Designerin und Kulturproduzentin. Nach ihrem Abschluss an der Rhode Island School of Design im Jahr 2002 hat sie sich einen Namen in der Welt der nachhaltigen und kulturell sensiblen Architektur gemacht. Ihre Arbeit wurde bereits mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter der prestigeträchtige Lexus Design Award.

„Meine Hoffnung ist, dass dieses Projekt über bloße Notunterkünfte hinausgeht und dazu beiträgt, die Würde der Vertriebenen wiederherzustellen“, erklärt Seikaly. „Ein Zuhause ist mehr als nur vier Wände – es ist ein Ort der Identität, der Sicherheit und der Möglichkeiten.“

Ausblick und Hoffnung

Während die Entwicklung weitergeht, hofft Seikaly, dass ihr Design bald finalisiert wird und den Millionen von Flüchtlingen weltweit zur Verfügung stehen kann. Mehrere humanitäre Organisationen haben bereits Interesse bekundet, das Konzept in zukünftigen Hilfsprogrammen einzusetzen.

Die „Weaving a Home“-Initiative ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Design und Architektur dazu beitragen können, einige der dringendsten humanitären Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen.

Dieses Projekt steht symbolisch für eine größere Bewegung in der Architektur: weg von reiner Ästhetik und hin zu Lösungen, die echte menschliche Bedürfnisse in Krisenzeiten erfüllen und dabei Nachhaltigkeit, Würde und kulturelle Identität bewahren. 

 


Quellen:

https://egyptianstreets.com

https://www.shethepeople.tv

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