Eine Idee, diese eigenartigen Zeiten für unsere Gesundheit zu nutzen, auch um Vitamin D zu tanken … um unser Verbundensein mit der Erde zu fördern …
Ein Spaziergang auf einem bewaldeten Pfad, ein Nachmittag in einem öffentlichen Park, die Ernte in deinem Garten und sogar das Betrachten schöner Bilder von Hawaii können uns ein gutes Gefühl vermitteln. Sicherlich ist es für viele von uns von grossem Vorteil, Zeit draussen in natürlicher Umgebung zu verbringen. Drinnen eingesperrt zu sein, kann sich unnatürlich anfühlen und unser Verlangen nach einem Aufenthalt im Freien verstärken. Der renommierte Biologe E.O. Wilson schuf eine Theorie namens Biophilie-Hypothese, in der er feststellte, dass Menschen eine angeborene Beziehung zur Natur haben.
Auf einer intuitiven Ebene ergibt dies Sinn. Die Menschen haben sich in einer offenen, natürlichen Umgebung entwickelt, und uns aus dieser Umgebung zu entfernen, könnte sich negativ auf unsere Gesundheit auswirken. Doch was sagt die Forschung dazu? Gibt es tatsächlich Beweise dafür, dass es unser Wohlbefinden fördern, Krankheiten vorbeugen und die Genesung beschleunigen kann, wenn wir uns in einer natürlichen Umgebung aufhalten?
Natur und Heilung
Die Pionierarbeit auf diesem Gebiet begann in den 1980er Jahren mit Robert Ulrich, der Professor an der Texas A&M University war. Seine Arbeit befasste sich mit Operationspatienten, die aus ihrem Fenster auf Bäume blicken durften, im Vergleich zu jenen, die lediglich den Blick auf eine Wand hatten. Diejenigen, denen die Sicht in die Natur ermöglicht worden war, berichteten von weniger Schmerzen und verbrachten weniger Zeit im Krankenhaus.
Seitdem haben mehrere Studien eine Verringerung der Schmerzen sowohl durch das Betrachten von Naturszenen als auch durch das Ansehen von Naturvideos und -bildern gezeigt.
Andere Studien haben die Wirkung des Tageslichtes untersucht, denen die Patienten ausgesetzt waren, und diese stellten fest, dass sie weniger Schmerzen und Stress empfanden und einen geringeren Verbrauch von Schmerzmitteln hatten, als Patienten, die nicht dem natürlichen Licht ausgesetzt waren. Es gibt auch vorläufige Hinweise darauf, dass Krankenhausgärten den Stress sowohl bei Patienten als auch bei ihren Familien lindern können.
Im Bereich der Gestaltung von Gesundheitseinrichtungen scheint es konsistente Beweise dafür zu geben, dass die Exposition gegenüber einer natürlichen Umgebung eine positive Wirkung auf Schmerzen, Stress, Angst, Blutdruck und Herzfrequenz hat. Im Center for Health and Nature, einem Joint Venture zwischen meiner Universität Texas A&M, dem Houston Methodist Hospital und der gemeinnützigen Organisation Texan by Nature, wird in unseren neuen Studien untersucht, ob sich diese Auswirkungen auf die virtuelle Welt, einschliesslich eindrücklich erfahrbarer Virtueller Realität und virtueller Fenster, ausweiten lassen.
Ein präventiver Effekt?
Während die Natur uns hilfreich zur Seite steht, um nach einer Krankheit zu genesen, kann sie uns eigentlich ebenfalls helfen, gesund zu bleiben? Forscher auf der ganzen Welt haben sich diese Frage gestellt.
Vom Waldbaden „shinrin-yoku“ in Japan bis zur 30-Tage-in-freier-Natur-Kampagne in Grossbritannien, die die Menschen dazu ermutigt, sich mit wilden Orten zu verbinden, haben Menschen die Heilkräfte der Natur untersucht.
Während das Spazierengehen als gesundheitsförderndes Verhalten gut etabliert ist, untersuchen Studien mittlerweile, ob das Gehen in einer natürlichen Umgebung vorteilhafter ist als in geschlossenen Räumen oder in der städtischen Umgebung. Die Ergebnisse haben positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, verbesserte Aufmerksamkeit, ausgeglichenere Stimmung, besseren Blutdruck und normalere Herzfrequenz gezeigt. Im ganzen Land wurden mehrere Programme ins Leben gerufen, um Militärveteranen zur Besserung ihrer PTSD-Symptomen natürlichen Umgebungen auszusetzen. Bei Kindern erhöhten Spielplätze mit Grünflächen die körperliche Aktivität und verringerten die sitzende Zeit und haben sogar zu weniger Kämpfen geführt.
Obwohl es eine wachsende Anzahl von Beweisen dafür gibt, dass die Exposition gegenüber natürlichen Umgebungen der Gesundheit zuträglich ist, sind noch viele Fragen zu beantworten. Was ist Natur? Selbst wenn dies auf den ersten Blick einfach erscheinen mag, gibt es viele Unterschiede zwischen einem Nationalpark, einem städtischen Park und einem Bild von Wellen, die am Strand brechen. Welches ist die Dosis an Natur, die nötig ist?
Bezüglich der körperlichen Aktivität besteht ein wissenschaftlicher Konsens darüber, dass die Menschen 150 Minuten pro Woche für eine gute Gesundheit benötigen. Wie viel und wie oft ist der Kontakt mit der Natur notwendig – für eine bessere Gesundheit? Wie wirken sich längere Dosen – wie z.B. ein Wochenend-Camping im Wald – und kürzere Dosen – wie ein Spaziergang durch einen Park – auf uns aus? Welcher sensorische Teil der Natur beeinflusst uns? Ist es das Sehen, der Klang, der Geruch, die Berührung oder eine Kombination davon?
Eine kürzlich erschienene Arbeit wies eine verbesserte Immunfunktion als zentralen Weg für die Vielzahl positiver Gesundheitsergebnisse aus, die durch die Exposition in der Natur erzielt werden. Dies muss getestet werden.
Trotz des Bedarfes an mehr Forschung, die Notwendigkeit, dass wir erheblich mehr Zeit in der Natur verbringen, steht ausser Frage. Die Umweltschutzbehörde schätzt, dass die Amerikaner im Durchschnitt 90% ihrer Zeit in geschlossenen Räumen verbringen. Eine Studie in Grossbritannien ergab, dass Kinder nur halb so viel Zeit im Freien verbringen wie ihre Eltern früher.
Es gibt Anzeichen dafür, dass sich eine Naturbewegung zu etablieren beginnt. Das von den Wildlife Trusts in Grossbritannien durchgeführte 30-Tage-in-freier-Natur-Programm ermutigte die Menschen einen Monat lang, sich täglich mit der Natur zu befassen. Im ersten Jahr des Programms meldeten sich mehr als 18.000 Menschen an.
Ärzte in Schottland sind nun in der Lage, ihren Patienten Naturrezepte zu geben. In der von ihnen bereitgestellten Aufklärungsbroschüre werden zahlreiche monatliche Aktivitäten beschrieben, einschliesslich, ,den Ozean zu berühren’, das einen Spaziergang mit dem Hund zu unternehmen und einer Hummel zu folgen. In den USA hat das Programm Park Rx America daran gearbeitet, öffentlich zugängliche Bereiche im Freien mit Ärzten zu verbinden, damit sie Naturrezepte verschreiben können.
Wenn der Frühling kommt, ist es an der Zeit, sich zu verpflichten, mehr Zeit in der Natur zu verbringen. Eine bessere Gesundheit könnte buchstäblich so einfach sein wie ein Spaziergang im Park.
WIE WIR DIE VORTEILE DES WALD-BADENS UMSETZEN KÖNNEN
Die Prinzipien hinter Shinrin yoku sind recht unkompliziert. Die Grundlagen beinhalten ausreichend Wasser und Nahrung, dem Wetter angemessene Kleidung und häufige Ruhepausen. Einer der wichtigsten Punkte ist es, im Auge zu behalten, dass dies kein Wander-Marathon ist, sondern eher ein gemütlicher Spaziergang durch den Wald. Schweigen ist ebenfalls hilfreich, um das Gefühl der Achtsamkeit aufrechtzuerhalten. Und die Shinrin Yoku.org –Website erinnert uns daran, zu atmen, zu entspannen, zu wandern, zu berühren, zu hören…. und zu heilen, so dass wir diese Praxis voll umarmen können.
Falls ihr euch gerade nicht ausreichend Zeit für eine volle Shinrin yoku-Erfahrung einrichten könnt, unterschätzt nicht die Macht der Indoor-Pflanzen und einer malerischen Aussicht aus dem Fenster. Wie Mother Earth News berichtet:
„Norwegische Forschungen haben zeigt, dass durch Pflanzen in Sichtweite am Arbeitsplatz im Büro sich das Risiko von Krankheitszeiten deutlich verringert. Eine Studie der University of Technology, Sydney, Australien, von 2010 berichtet, dass das Level von Wut, Angst, depressiven Gedanken und Müdigkeit alle über einen Zeitraum von drei Monaten reduziert wurden, und zwar nicht nur klein wenig – während diese Parameter um etwa 40 Prozent reduziert wurden, wurde eine Stressminimierung um 50 Prozent berichtet. Auf der anderen Seite zeigten jene ohne den Spannungspuffer einer sichtbaren Pflanze, dass die Stressbelastung während der Studie um über 20 Prozent stieg.“
Darüber hinaus wurde in der Radiologie-Abteilung eines Krankenhauses gezeigt, dass Pflanzen den Krankenstand um beeindruckende 60 Prozent verringern. Mehr noch, eine Studie, die in The journal of Japanese Society for Horticultural Science (Zeitschrift der japanischen Gesellschaft für Gartenbauwissenschaften) veröffentlicht wurde, hat festgestellt, dass Topfpflanzen, die in den High School-Klassenzimmern über einen Zeitraum von vier Monaten platziert sind, den Krankenstand im Wesentlichen senken, im Vergleich zu jenen in der gleichen Altersgruppe, die keine Einwirkung von sichtbaren Pflanzen hatten.
Letztendlich ist der wichtigste Aspekt der Natur-Therapie die Verbindung mit der natürlichen Umgebung – egal ob ein vollwertiger Wald oder eine bescheidene Zimmerpflanze. Unabhängig davon, für welche Art ihr euch entscheidet, wisst, dass die Zeit, die ihr euch ganz regelmässig nehmt, um achtsam die Schönheit der Natur zu schätzen zu wissen, euch tief nähren und Körper und Seele heilen werden.