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Aug 22

Wie entstehen großartige Beziehungen?

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Eine großartige Beziehung erwächst nicht daraus, dass ein “perfektes” Paar sich findet, sondern wenn ein “unperfektes” Paar lernt, sich an den persönlichen Unterschieden zu erfreuen.

Ihr sagt: “Gleich und Gleich gesellt sich gern!” aber ihr sagt auch: “Gegensätze ziehen sich an!”

Was davon ist nun wahr?

Ich würde sagen, beides ist wahr: Zu Beginn einer Begegnung sucht und erkennt ihr die Gemeinsamkeiten, an denen ihr euch erfreut, an denen ihr euch festhaltet, weil sie keine Reibungsflächen bieten und alles so hübsch ins rosafarbene Licht der Harmonie und Eintracht betten – hier gesellt sich Gleich und Gleich sehr gerne.
Mit der Dauer der Verbindung aber erkennt ihr mehr und mehr die Gegensätze, und damit beginnt es kompliziert zu werden, denn euer Ego wünscht sich Bestätigung, indem ihm nach dem Mund geredet wird, indem ihm in jeder Hinsicht entsprochen wird, indem Ich-Bedürfnisse ihre Befriedigung finden.

Es entsteht eine Gratwanderung zwischen Anziehung und Abstoßung aufgrund der Gegensätzlichkeit. Nur wenige Paare schaffen den Weg durch diese Phase des Erkennens der individuellen Gegensätze.

Beziehungen, die nicht auf Liebe basieren, sondern auf sexueller Anziehung, Leidenschaft, Vernunft oder Pragmatismus, können mit den Gegensätzlichkeiten nicht lange bestehen – sie scheiden sich, denn das Ego hat hier die Oberhand.

Das Ego ist in solchen Verbindungen der Diktator und wird sich seine Befriedigung auf neue Weise bei “Gleich & Gleich” finden. Vielleicht tut es das zunächst durch Seitensprünge, Affären oder nebenher laufenden Beziehungen – früher oder später aber wird das Ego die Trennung erzwingen, denn es geht nicht um das spirituelle Wachstum durch die Beziehung, sondern um die Befriedigung gewisser Bedürfnisse des Egos. Es geht nicht um das Wir, sondern um das Ich. Hier wird versucht, zwei Lego-Bausteine mittels der beiden Ober- bzw. der beiden Unterseiten der Steine zu verbinden – wer Lego kennt, weiß, dass dies unmöglich hält. Zwei mit Plus gepolte Magnete stoßen einander ab. Sie können nicht zusammenkommen.

Basiert die Beziehung aber auf Liebe – was zwei reife und bewusste Individuen erfordert, die diese Liebe in sich tragen, erkennen und zulassen möchten, – dann sind es gerade die Unterschiede, die in der Beziehung den Reiz ausmachen und diese letztlich andauern lassen. Durch die Andersartigkeit des Partners wachst ihr über euch hinaus. Durch die Reibungsflächen, die Konflikte und das Entwickeln von konstruktiven Lösungen auf dem Boden der Akzeptanz erlangt ihr größere spirituelle Reife. Dazu ist der Mut, die höhere Herzensabsicht, der innige Wunsch zu lieben und sich spirituell zu entfalten nötig, denn wer es gerne bequem hat, der wird einen Menschen und dessen Unterschiedlichkeiten zur eigenen Person nicht lange in seiner Nähe dulden. Ist aber die Absicht zur heiligen Verschmelzung, zur spirituellen Vereinigung da, dann kann aus einem vorerst eher gegensätzlichen Paar ein “perfektes” Paar werden.

Menschen begegnen einander niemals zufällig. Die Anziehung auf seelischer, geistiger und körperlicher Ebene ist stets ein Wegweiser der Seele, auf dem steht:
“Potenzieller Seelenpartner – spirituelles Wachstum garantiert!”
Mag es Anfangs auch kompliziert erscheinen, mag es zu kurzzeitigen Trennungen oder auch Rückzugsphasen kommen – wenn sich beide dennoch nicht aus dem Sinn gehen, dann will die Seele damit etwas Bedeutsames sagen. Ihr solltet dieser Botschaft lauschen und ihr entsprechen. Je länger die Partnerschaft nämlich andauert, desto klarer erkennt ihr durch die Augen der Liebe, dass es die Unterschiede sind, die ihr so überaus anziehend findet, und dadurch ergibt sich eine neue Form der Harmonie. Ihr lernt auf vielen Ebenen von den Unterschiedlichkeiten des Partners zu profitieren – ihr erkennt sie als perfekte Ergänzung zum eigenen Wesen. Das Ich tritt in den Hintergrund zugunsten des Wir. Das Wir wird tragender, es entwickelt sich immer mehr zum Ziel; es findet eine Verschmelzung auf hoher Ebene statt – aus Zweien erwächst das Dritte: Das Wir! Das metaphysische Kind!

 

Was benötigt ihr dazu?

– Nun, die Antwort ist nicht überraschend: Liebe! Dazu ist nichts weiter als Liebe sowie der Herzenswunsch nötig, dieser Liebe den Ausdruck der Akzeptanz zu geben. Wer den Partner in seinem So-Sein akzeptieren lernt, weil er ihn liebt, der findet tiefe Freude an der Andersartigkeit des Gegenübers. In einem solchen Fall gelangen die Lego-Bausteine zu ihrer korrekten Verwendung – die Gegenstücke finden perfekt ineinander, die Verbindung hält.

Eine großartige Beziehung erwächst also nicht daraus, dass ein “perfektes” Paar sich findet, sondern wenn ein “unperfektes” Paar lernt, sich an den persönlichen Unterschieden zu erfreuen.

 


Quelle:  David P. Pauswek – der Andersmensch, © 2012

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