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Juli 17

Italienische Bauern bauen Hanf an, um kontaminierten Boden zu säubern

Kann Hanfanbau italienische Äcker dekontaminieren, die durch Schwermetalle belastet sind?

Im Jahr 2011 wurde ein neues Gesetz erlassen, das denjenigen italienischen Bauern den legalen Anbau von Industriehanf erlaubt, die eine gültige Lizenz hierfür besitzen.

Im Juli 2015 unterzeichneten 218 italienische Abgeordnete aus verschiedenen Parteien einen Gesetzesentwurf, der die volle Legalisierung von Cannabis fordert. Hierin soll der Konsum von Cannabis als Genussmittel ebenso erlaubt werden, wie der Verkauf im Einzelhandel, der Besitz von bis zu fünfzehn Gramm, die Gründung von Cannabis-Clubs und der Anbau in Mengen für den persönlichen Bedarf. Dieser Gesetzentwurf ist wohl der fortschrittlichste in der Geschichte der italienischen Drogengesetze, und wenn er verabschiedet wird, wird Italien nach Uruguay das zweite Land, das Cannabis auf nationaler Ebene legalisiert. In Uruguay hat José Mujica trotz Kritik Hanf legalisiert.

Seit 10 000 Jahren nutzen die Menschen Hanf – viele scheinen den Vorteil der Pflanze vergessen zu haben. Doch das ist nun vorbei, denn in den USA wächst die Marihuana-Industrie rasant.

Für Heilkräuter und medizinische Zwecke dienten Hanfblätter und Hanfblüten. Alle Textilien und Stoffe für Kleidung, Zelte, Linnen, Teppiche, Gardinen, Windeln u. a. wurden bis in die 20er Jahre des 19. Jahrhunderts in den USA überwiegend aus Hanffasern hergestellt.  

Aber die vielseitige Hanfpflanze kann noch viel mehr: Jetzt haben italienische Bauern Hanf angebaut, um damit kontaminierten Boden zu säubern.

Bauern aus Tarent, einer apulischen Stadt, die einst bekannt war für ihre Milchwirtschaft und traditionellen Käsesorten, bauen jetzt Hanf an, um einer verheerenden Umweltverschmutzung durch ein riesiges Stahlwerk in der Nachbarschaft entgegenzuwirken, berichtet das Online-Magazin Slate.

Das Stahlwerk Ilva umfasst 15 Millionen Quadratmeter – das ist das Dreifache der Fläche, die die Stadt selbst umfasst. Es wurde 1965 eröffnet und verdoppelte seine Größe während der 1970er-Jahre. Einst kochte sie beinahe ein Drittel des italienischen Stahls. Die Fabrik verwandelte Tarent in eine schmutzige Industriestadt. Rauchende Schornsteine, Hochöfen und Berge von Schotter bestimmen das Bild dieser einstmals ländlichen Stadt. Heute begrüßen eine Ölraffinerie und eine riesige Zementfabrik ihre Besucher.

Sara Manisera, Berichterstatterin für Slate, stellt den Bauern Vincenzo Fornaro vor, der einst eine blühende Meierei in Tarent unterhielt.

„Die Menschen kamen von überall her, um handgefertigte Milchprodukte zu kaufen, die in historischen Keramiköfen hergestellt wurden,“ schreibt Manisera. „Diese Zeiten sind lange vorbei.“

Der Boden dieser Region ist so schlimm durch Schwermetalle von der Stahlfabrik verseucht, dass Bauern wie Fornaro ihre Tiere nur noch außerhalb eines 20 Kilometer umfassenden Radius‘ um die Stahlfabrik grasen lassen dürfen.

Inzwischen braucht Fornaro sein Land, um Cannabis anzubauen – nicht um es zu verkaufen, sondern um den Boden zu dekontaminieren.

Hanf und Phytosanierungshanf sind Varianten der Cannabispflanze, die sehr wenig von der psychoaktiven Substanz des Marihuana, THC, enthalten. Hanf wird primär wegen seiner Fasern angebaut, aus denen Tausende Produkte hergestellt werden können, darunter auch Textilien und Papier. Aber Hanf hat noch eine weitere Eigenschaft: Er kann sehr wirksam Schwermetallgifte aus verschmutztem Boden aufsaugen. Schwermetalle können chemisch nicht in ungiftige Bestandteile zerlegt werden, was bedeutet, dass sie lange Zeit im Boden verbleiben.

Diese Art der Bodenverschmutzung griff weltweit mehr und mehr um sich, seit dem Beginn der industriellen Revolution, schreibt Claire Moore, Pflanzenbiologin und Laborleiterin in der Einrichtung Iron Labs in Michigan, die Cannabis testet, in einer Email.

„Phytosanierung beschreibt die Behandlung von Umweltproblemen, oftmals eine Kontaminierung durch Schwermetalle, mithilfe von Pflanzen, die die Verseuchung mildern können, ohne dass die Gifte ausgegraben und irgendwo deponiert werden müssen,“ erklärt sie.

„Diese relativ neue Technologie erweckt zunehmend internationales Interesse wegen ihrer kosteneffektiven und nicht-invasiven Methode der „Nutzung der Fähigkeiten bestimmter Pflanzen, verseuchte Areale von Giften zu sanieren“, sagt Moore.

Noch steckt die Praxis der Phytosanierung in ihren Kinderschuhen und viele Faktoren, die den Prozess verbessern, können noch entdeckt werden. Jedenfalls verträgt Hanf Schwermetalle gut und er kann Schwermetalle aus dem Boden isolieren, ohne dass die Pflanze selbst Schaden nimmt, fügt sie hinzu.

Hanfanbau ist in Italien erlaubt, was bedeutet, dass Bauern wie Fornaro, die Cannabis anbauen, um ihre Böden von Giften zu säubern, ihre Ernte für die industrielle Weiterverarbeitung verwenden dürfen. Die Gifte sind nicht in den Pflanzenfasern enthalten.

„Zurzeit benutzen wir Hanf nur für die industrielle Weiterverarbeitung“, berichtet Fornaro Manisera. „Ich hoffe, dass wir sie in Zukunft auch für die Ernährung nutzen können. Aber schon steht fest, dass wir den Stahlkocher mit Hanf umzingeln werden.“

Ungefähr 100 Bauern bauen derzeit Hanf in der Provinz Apulien an.

 

 


Quelle:  Dieser Beitrag wurde ursprünglich von extract.suntimes.com veröffentlicht und von Netzfrauen ins deutsche übersetzt

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