Lexington/ USA – Nicht nur Menschen, auch Tiere können spirituelle Erfahrungen machen. Dieser Meinung ist ein bekannter US-Neurologe und zahlreiche seiner Kollegen. Sie stützen sich dabei auf neuste Forschungsergebnisse jahrelange Untersuchungen und Beobachtungen in frier Wildbahn. Wie die Tiere die dabei gewonnen Eindrucke jedoch interpretieren, bleibt ungewiss.
Bisherige neurologische Untersuchungen haben gezeigt, dass die neurologische Komponente spiritueller Erfahrungen mit Aktivitäten in primitiven Regionen des menschlichen Gehirns einherzugehen scheinen, wie sie sich auch bei Tieren mit ähnlichen Hirnstrukturen wie der Mensch finden. Das Problem, so Professor Kevin Nelson von der „University of Kentucky“ gegenüber „DiscoveryNews.com“, liegt jedoch darin, Erfahrungen von Tieren nachzuweisen.
„Der Grund hierfür ist einfach: Während Menschen mittels ihrer Sprache die Reichhaltigkeit spiritueller Erfahrungen weitergeben können, ist es mehr als unwahrscheinlich, dass wir jemals mit Sicherheit erfahren werden, was ein Tier subjektiv erfährt.“
Dennoch sei es durchaus logisch anzunehmen, dass auch Tiere spirituelle Erfahrungen haben können, sollte es sich dabei alleinig um Aktivitäten in primitiven Hirnregionen handeln, wie sie sich auch bei einigen Tierarten finden lassen.
Nelsons Schlussfolgerungen basieren auf seinen früheren Arbeiten über spirituelle Erfahrungen beim Menschen, die auch in zahlreichen Fachjournalen veröffentlicht wurden. So veröffentlichte er im Fachmagazin „Neurology“ eine Studie, nach der außerkörperlichen Nahtoderfahrungen (Out of Body Experience) wahrscheinlich vom Erregungssystem des Hirns verursacht werden, welches die unterschiedlichen Bewusstseinszustände kontrolliert. Sollte dies zutreffen, so sieht der Wissenschaftler keinen Grund, dass nicht auch Hunde, Katzen oder Primaten entsprechende Erfahrungen machen können.
Ein immer wiederkehrendes Motiv während außerkörperlichen Nahtoderfahrungen ist das „Sehen“ eines Lichts am Ende eines Tunnels, durch den der Zeuge in Richtung des Lichts zu schweben scheint. Laut Nelson wird dieses „Tunnel-Phänomen“ von der Anfälligkeit des Auges für den schwachen Blutfluss erzeugt, der sich, beispielsweise während eines Herzstillstands einstellt. „Nimmt der Blutfluss ab, so fällt unsere optische Wahrnehmung zuerst an den Rändern unseres Sehfeldes aus [und erzeugt so den ‚Tunnel‘]. Es gibt keinen Grund, weshalb dies bei anderen Tieren nicht auch der Fall sein sollte. Was die Tiere dann allerdings aus diesem Tunneleindruck machen [bzw. in diesen hineininterpretieren] ist wiederum eine ganz andere Frage.“
Auch andere Forscher stimmen mit Nelson in der Annahme überein, dass auch Tiere mystische Erfahrungen haben können. So beobachtete unter anderem die legendäre Primatenforscherin Jane Goodall Schimpansen dabei, wie sie nahezu hemmungslos an Wasserfällen zu tanzen schienen. Einige der Tiere schienen sich sogar in eine Art Trancezustand getanzt zu haben, wie dies auch in einigen menschlichen Religionen zur Erlangung religiöser Visionen angewendet wird: „Wäre es nicht möglich,
dass diese Darstellungen (der Schimpansen) von Gefühlen bestimmt werden, wie sie unserer Verwunderungen und Ehrfurcht entsprechen. Im Angesicht eines Wasserfalls könnte ein Schimpanse beispielsweise auf einem Stein sitzen und dem fallenden Wasser zusehen und sich fragen, was dieses Wasser eigentlich ist.“ Vielleicht so vermuten Goodalls Kollegen, vollführen auch andere Tiere derartige Verhaltensweisen, ohne jedoch bislang dabei beobachtet worden zu sein.