Planst du einen Urlaub für den Sommer? Dann hast du den Weg gewählt dein Geld so auszugeben, dass es dir die meiste Zufriedenheit beschert.
Deine großen Reisepläne scheinen vielleicht wie eine Geldverschwendung. Womit kommst du zurück, neben ein paar Fotos auf deinem Handy und ein paar Erinnerungen? Wenn du dafür einen Fernseher gekauft hättest, dann könntest du jeden Tag fernsehen. Auch wenn dies vielleicht günstiger erscheint, so wurde über jeglichen (rationalen) Zweifel erhaben festgestellt, dass Erfahrungen viel eher zu Zufriedenheit führen als materielle Güter. Seit dem diese neue Wahrheit, von den Psychologen Tom Gilovich und Leaf Van Boven, wieder an die Oberfläche geholt wurde, verbanden führende Forscher die Punkte der vorherigen Arbeit und führten neue Studien durch, um festzustellen, weshalb das so ist: warum sind Erfahrungen so viel besser als materielle Dinge, um uns glücklich zu machen?
Hier sind sieben Schlüsselgründe, die sie identifizierten:
1) Wir sehen die Welt durch die rosarote Brille
Erfahrungen sind besser als materielle Dinge, wegen etwas das Psychologen als ‚positive Re-Interpretation‘ bezeichnen und was du oder ich „durch die rosarote Brille sehen“ nennen würden. Wenn du ein schlechtes materielles Ding kaufst, wie Schuhe, die Schmerz verursachen oder Hosen, die dich unförmig aussehen lassen, dann hängst du an dem Fakt, eine schlechte Wahl getroffen zu haben. Diese Schuhe werden ständig schmerzen. Doch mit Erfahrungen ist das nicht so. Du kannst sie in deinem Verstand besser erscheinen lassen.
Um dies zu testen, fanden Psychologen ein paar Menschen, von denen einige auf eine Reise mit dem Fahrrad in Kalifornien gingen und ein paar andere zum Freizeitpark. Bei den Radfahrern fanden sie heraus, dass selbst diejenigen, die eine schlechte Erfahrung hatten – einen Tag im Regen radeln – eine großartige Zeit gehabt haben. Als sie später gefragt wurden, meinten sie, anstatt den Regen für unangenehm zu halten, dass es sie bereichert hat.Flickr user Kevin Cole
Das war mit den Freizeitpark-Besuchern ähnlich. Mitchell und seine Kollegen zeichneten vorher, währenddessen und danach die Gefühle auf. Es überrascht dich vermutlich nicht, dass vorher und nachher für sie angenehmer waren. Das was wir uns vorstellen, was wir tun werden, ist ähnlich dem, an das wir uns erinnern: die Fahrgeschäfte und eine gute Zeit mit der Familie.
Doch wenn wir tatsächlich vor Ort sind, sieht die Realität so aus, dass wir viel mehr Zeit damit verbringen, uns durch die Massen der Leuten durch zu kämpfen und in der Warteschlange zu stehen. Bei Erfahrungen bringt unser Gedächtnis die besten Anteile zuerst und gibt ihnen einen rosa Schein – und die nervenden, ermüdenden Teile werden in den vergessenen Hintergrund verschwinden.
2) Wir sind schnell von Dingen gelangweilt
Materielle Besitztümer sind nicht so gut, um uns glücklich zu machen, wegen etwas das „hedonistische Adaption„ genannt wird. Das geschieht bei allem was neu ist.
Erst ist es aufregend – denke an ein neues Smartphone – doch wir gewöhnen uns daran und es bringt uns vermutlich dann eher weniger Freude. „Man kann argumentieren,“ sagt Tom Gilovich, „dass Adaption eine Art Gegner der Zufriedenheit ist“. Doch hedonistische Adaption, so zeigt die Forschung, hat einen weitaus größeren Einfluss auf Objekte, als auf Erfahrungen. Wir gewöhnen uns viel schneller an sie.
In einer Studie, um diese Theorie zu testen, hatten die Forscher ein Laborexperiment mit 355 Teilnehmern. Jeder sollte wählen, zwischen entweder einer Erfahrung – ein Spiel zu spielen, ein Video ansehen oder ein Musikstück anzuhören – oder einen materiellen Wertgegenstand – Ein Kartendeck zum Beispiel oder ein Lineal oder Schlüsselanhänger oder ein Bilderrahmen. Die Forscher beobachteten dann die Zufriedenheit, die die Teilnehmer mit ihren Entscheidungen nach ein paar Minuten, einem Tag, zwei Tagen einer Woche und letztlich, nach zwei Wochen hatten.
Jetzt fragst du: wer erlangt Zufriedenheit durch ein Lineal? Doch denke mal für eine Minute zurück an die Schulzeit und den Spaß den du haben konntest, Papier herumzuschnippsen und gerade Linien zu zeichnen. Denke auch daran, dass es auch andere Wahlmöglichkeiten gab und das Ergebnis der Recherche war klar: die Zufriedenheit durch Lineal, die Karten, den Schlüsselanhänger und den Bilderrahmen fiel stetig und rapider, als die des Spiels, des Videos und des Liedes.
3) Es ist schwieriger Erfahrungen zu vergleichen
Sich zwischen verschiedenen Autos, Computern oder Handtaschen zu entscheiden , ist nicht so weit entfernt, wie Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen. Erfahrungen abzuwägen ist weit subjektiver. Da es schwieriger ist Erfahrungen zu vergleichen, ist es unwahrscheinlicher, dass du dich durch deine Entscheidung darum sorgst, was für eine Auswirkung diese auf deinen (sozialen) Status hat. Dies bedeutet, dass Erfahrungen dich wohl viel weniger in Stress versetzen und dir viel eher zur Zufriedenheit beisteuern.
Gilovich und ein Kollege im Cornell, Travis Carter, benutzten Stifte und Kartoffelchips um diese Theorie zu prüfen. Als die Leute also in dieser anderen Studie auftauchten wurde ihnen entweder ein Stift oder eine Tüte Chips angeboten, sozusagen als Dankeschön. Für einige waren diese beiden Optionen die einzigen. Für andere haben Carter und Gilovich andere, bessere oder teurere Geschenke nebenbei platziert: eine Tasse und eine Tafel Gourmetschokolade.
Zum Ende, als die Teilnehmer aufgefordert wurden ihr Geschenk zu bewerten, da bewerteten sie die Chips genauso gleich wie die Schokolade. So war es jedoch nicht mit dem Stift. Als die Leute merkten, dass da etwas besseres ist, das sie hätten haben können – die tolle Tasse – mochten sie den Stift überhaupt nicht mehr so sehr. Dies unterstützt die Theorie, dass Menschen dazu neigen, Geschenke mit Erfahrungswert, in diesem Fall Chips zu essen, auf ihre eigene Weise zu bewerten – aber auch, dass sie materielle Dinge mit anderen materiellen Dingen vergleichen.
Gilovich erklärt dies gut. „Stell dir vor du kaufst einen Flachbildfernseher. Du kommst in mein Haus, und ich habe einen größeren, mit klarerem Bild als du. Du bist am Boden zerstört,“ sagt er. „Doch nehmen wir mal an du gehst auf eine Reise in die Karibik. Du findest heraus, dass ich das selbe gemacht habe, und meine Reise klingt besser wie deine. Das regt dich vielleicht ein klein wenig auf, aber nicht einmal annähernd so sehr (wie mit dem TV), da du deine Erinnerungen hast; es ist deine idiosynkratische Verbindung zur Karibik, die sie zu deiner Reise macht. Dies macht sie weniger vergleichbar zu meiner, so wird deine Freude daran nicht so untergraben.“
4) Die lebensverändernde Magie des Flusses
Fluss ist ein mentaler Zustand und du kommst da hinein, wenn du aufwandslos mit etwas beschäftigt bist, was auch immer. Dies ist es, was Athleten meinen, wenn sie sagen sie sind „in the zone“, also „in der Zone“. Das ist das, was spirituelle Gurus wie Eckhart Tolle meinen mit „im Moment“. Egal wie du es bezeichnest, „Flow“ist grundlegend für Zufriedenheit.
Bei Forschungen, bekamen 75 Jugendliche einen Messenger und diese wurden dann zu verschiedenen Zeiten genutzt, um sie zu kontaktieren und sie zu fragen was sie taten und wie sie sich fühlten. Meist gaben sie typische Jugendliche-Antworten: sie waren oft gelangweilt und launisch. Doch als man sich die Daten genau anschaute fand man heraus, dass die Jugendlichen fröhlicher waren, wenn sie herausfordernde Aufgaben angingen, wie ein Problem zu lösen oder beim Sport.
Um selbst herauszufinden, weshalb Erfahrungen besser sind als materielle Dinge, um in den „Flow“ zu geraten und damit Zufriedenheit zu erlangen, bedenke diesen Vergleich: Würde es dir leichter fallen dich auf einen Stuhl oder ein Paar Schuhe zu fokussieren oder dich zu konzentrieren wenn du Tennis spielst, in einem Chor singst oder die Sterne betrachtest?
5) Auf eine Erfahrung zu warten ist toll
Erfahrungen sind besser als materielle Dinge, weil sie uns irgendwie magisch eine kostenlose, vorausschauende Freude bereiten. Bei materiellen Sachen geht das Warten den Leuten auf die Nerven. Mit Erfahrungen ist es nicht so. Auf eine Erfahrung zu warten kann stattdessen einen signifikanten Anstieg an Zufriedenheit verursachen.
Um diese Idee zu testen, kontaktierten Gilovich und ein paar Kollegen, 2.266 Teilnehmer die sich eine App namens TrackYourHappiness heruntergeladen haben. Als nächstes fragten sie die Teilnehmer in zufälligen Intervallen fünf Fragen. 1. Waren sie zufrieden? 2. Dachten sie daran etwas zu kaufen? 3. War dies ein materieller Gegenstand oder eine Erfahrung? 4. War das Warten darauf angenehm? 5. Fühlte sich das Warten eher an wie Aufregung oder Ungeduld? Nachdem sie die Ergebnisse analysierten fanden sie heraus, dass die Leute das Warten als angenehmer empfanden und sie waren aufgeregter und fröhlicher, wenn sie auf eine Erfahrung warteten.
Das ist der Grund wieso du deinen Sommerurlaub JETZT buchen solltest, heute, so schnell wie möglich – um die kostenlose Zufriedenheit auszuschöpfen, die dadurch kommt, weil du dich darauf freust.
6) Erfahrungen machen den Mann (und die Frau)
Erfahrungen sind besser als materielle Dinge, weil wir eher an sie denken. Diese Wahrheit wurde auf brillante Weise durch einen Film ins Leben gerufen – „Vergiss mein nicht!“ – in dem Jim Carrey und Kate Winslet versuchen all ihre Erinnerungen zu löschen, die sie von sich haben. Inspiriert durch den Film brachten Carter und Gilovich Leute dazu an einem Gedankenexperiment teilzunehmen. Dabei dachten sie daran, alle Erinnerungen an Dinge zu löschen die ihnen gehörten oder etwas das sie taten. Sehr oft dachten die Teilnehmer, dass der Verlust der Erinnerung einer Erfahrung viel schlimmer sei für den Sinn ihrer Identität.
Während eines anderen Experiments, beauftragten Carter und Gilovich die Teilnehmer zwei Dinge zu tun. 1. Eine Liste zu erstellen, mit signifikanten erfahrungsbezogenen und materiellen Käufen, die sie getätigt hatten. Und 2., sie sollten eine Kurzgeschichte darüber schreiben, wer sie sind und wie sie zu dem Menschen wurden der sie heute sind. Carter und Gilovich sagten sie sollen mindestens eine Sache aus der Liste in ihre Geschichten einbauen. Wie erwartet brachten die Leute viel eher ihre Erfahrungen in ihre Erzählungen ein als ihre Besitztümer.
Versuche dieses Gedankenexperiment selbst. Denke an das letzte mal als du etwas gemacht hast – wie zu einem Konzert gegangen zu sein, einem Yoga-Kurs oder einer Kostümparty. Hat nicht jede Erfahrung irgendwie dazu beigetragen wer du bist – mehr als die letzten Dinge die du gekauft hast? Und falls du eine Sache aufgeben müsstest, ein Ding oder eine Erfahrung, was würdest du eher loslassen? Würdest du eher die Erinnerung einer Party oder einer Hochzeit auslöschen, oder würdest du es vorziehen die Kleidung, die du zu jener Party getragen hast wegzulassen oder das Kleid, das du zur Hochzeit trugst?
7) Wir sind Menschen
Menschen sind soziale Wesen. Wir mögen Umarmungen. Wir mögen es, wenn man uns zuhört. Und wir mögen das Gefühl von Zugehörigkeit. Erfahrungen machen uns eher zufrieden als materielle Gegenstände, weil sie uns den Menschen näher bringen.
Einer der Gründe dafür ist, dass Erfahrungen besser für Konversationen sind als materielles Zeug. Du wirst zufriedener und ich höre dir eher zu, wenn du darüber redest, was du so gemacht hast, als über das, was dir gehört.
In einer Studie, um diese Hypothese zu überprüfen, führten Van Boven, Gilovich und eine weitere Psychologin namens Margaret Campbell, eine Art Speed-Dating, „macht euch miteinander bekannt“-Experiment durch – mit genauen Regeln. Manchen wurde gesagt, sie sollten nur über kürzlich materielle Einkäufe sprechen. Andere wurden aufgefordert, nur über kürzlich gemachte erfahrungsbezogene Käufe zu sprechen. Danach wurden alle privat gefragt, wie sehr ihnen die Konversation und der Gegenüber gefallen hat. Sie berichteten, dass sie beides, das Gespräch und die Person mehr mochten, wenn der Gegenüber über Erfahrungen sprach.
Nochmal, denke selbst darüber nach: Würdest du es bevorzugen, wenn ich dir von dem Stuhl erzähle auf dem ich sitze oder über das was ich letztes Wochenende tat? (All das kann dir auch bei Rendezvous helfen!)
Also, das nächste mal, wenn du vor der Entscheidung stehst, wofür du dein Geld ausgibst, kaufe kein Zeug. Investiere lieber in eine Erfahrung. Jede kommt mit allerlei Arten freier Magie, die wissenschaftlich belegt ist: dies gibt dir ein stärkeres Gespür dafür, wer du bist. Es bringt dich anderen näher, und es macht dich glücklicher.