Ein Mann, der erstaunliche 256 Jahre gelebt hat! Und Nein, das ist kein Mythos oder eine fiktive Geschichte. In einem 1930 in der New York Times erschienenden Artikel, veröffentlichte der Proffessor Wu Chung-chieh, chinesische Regierungsunterlagen von 1827, in denen die chinesische Regierung offiziell Li Ching-Yuen zu seinem seinen 150. Geburtstag gratulierte. In weiteren Dokumenten wurde ihm fünfzig Jahre später zu seinem 200. Geburtstag gratuliert. Dies war im Jahre 1877. Im Jahre 1928 schrieb ein New York Times-Korrespondent, dass viele der alten Männer in Lis Nachbarschaft aussagten, dass ihre Großväter Li Ching-Yuen noch kannten, als sie noch Jungen waren, und dass er zu diesem Zeitpunkt ein erwachsener Mann gewesen ist.
Nach aktuellen Forschungsergebnissen decken sich viele der Lebensgewohnheiten von Li Qing Yun in vielen Punkten mit den Lebensgewohnheiten heutiger Menschen in hohem Alter. Laut einer Legende war Li Qing Yun (1677 – 1933) ein chinesischer Arzt, Kräuterexperte, Qigong-Meister und strategischer Berater. Er soll neun Kaiser der Qing-Dynastie überlebt haben.
Seine Todesanzeige im Mai 1933 im Time Magazine trug den Titel „Schildkröte-Taube-Hund“ und offenbarte sein Geheimnis der Langlebigkeit:
„Halte dein Herz ruhig, sitze wie eine Schildkröte,
laufe munter wie eine Taube und schlafe wie ein Hund.“
Berichten zufolge begann Li Ching Yuen Kräuter im Alter von 10 zu sammeln. Er sammelte Kräuter im Gebirge und lernte durch die Einnahme ihre Wirksamkeit für Langlebigkeit kennen. 40 Jahren lebte Li Ching Yuen fast ausschliesslich, mit einer Diät von Kräutern wie Lingzhi, Goji-Beere und wildem Ginseng. Im Jahre 1749, im Alter von 71 trat er in die chinesischen Armee als Lehrer der Kampfkunst ein. Li wurde nachgesagt, ein hochgeachtetes Mitglied in seiner Gemeinschaft zu sein.
Nach den allgemein bekannten Überlieferungen in seiner Provinz, war Li in der Lage lesen und schreiben zu können. Ab seinem zehnten Geburtstag wanderte er durch Kansu, Schansi, Tibet, Annam, Siam und die Mandschurei um seine Kräuter zu sammeln. In den ersten einhundert Jahren übte Li Ching Yuen den Beruf des Heilkräuter Mediziners aus. Dann wechselte er, um sich nur noch um den Verkauf und Vertrieb seiner Heilkräuter zu kümmern. Er verkaufte Lingzhi, Goji-Beere, wilden Ginseng, shou wu er und Gotu Kola zusammen mit anderen chinesischen Kräutern und lebte Zeit seines Lebens mit einer Diät aus diesen Kräutern und Reiswein!
Li Ching Yuen hatte auch viele Schüler, die von ihm die Kunst der Heilkräutern lernten. Einer von Lis Schülern berichtete einen noch älteren 500-jährigen Mann kennengelernt zu haben, der ihm Qigong und weitere diätetische Empfehlungen lehrte, die ihm helfen würde, seine Lebensdauer zu verlängern.
Was können wir abgesehen von Qigong und eine kräuterreichen Ernährung von diesem Meister der Lebensverlängerung lernen?
Wie wäre es damit: Auf dem Sterbebett, sagte Li: „Ich habe alles getan, was ich in dieser Welt zun konnte…“ Deuten seine letzten friedlichen Worte auch auf das Geheimnis eines langen und wohlhabenden Leben hin? Es ist interessant, dass wir im Westen lernen, oder glauben, dass Altern etwas ist, dass „bekämpft“ werden muss, mit High-Tech Geräten auf dem modernsten Stand der Technik, sowie modernen Medikamenten.
Li’s Geheimnis für eine lange Gesundheit:
Um ein besonders langes Leben zu erreichen hatte der Chinese Li Qing Yun seine eigenen Methoden. Seinen eigenen Angaben nach lag das Geheimnis seines langen Lebens darin, dass er einen Großteil seiner Zeit damit verbrachte, wie eine Schildkröte zu sitzen, wie ein Hund zu schlafen, wie eine Taube zu laufen und ein ruhiges Herz zu wahren. Innerer Frieden und eine Diät aus hauptsächlich Wein, Reis und Kräutern sollen seinen Organismus gesund gehalten haben. Dabei soll er nur wie ein 60-Jähriger Mann ausgesehen haben.
Li sagte weiter, dass innere Ruhe und Seelenfrieden in Kombination mit Atemtechniken auch ein Teil seines Geheimnisses fürsein unglaublich langes Leben sind. Offensichtlich hat jedoch seine Ernährung eine große Rolle gespielt. Aber es ist faszinierend, dass der bekannteste alte Mensch, in der Aufzeichnung der Menschheit die Wichtigkeit der eigenen Geisteshaltung derart hervorhebt.
Li wird nachgesagt, ungewöhnliche Gewohnheiten in seinem Alltagsleben gepflegt zu haben. Er trank nie Schnaps, rauchte nicht und nahm seine Mahlzeiten zu regelmäßigen Zeiten ein. Er war Vegetarier und trank häufig Wolfsbeerentee. Die Wolfsbeere ist auch unter dem Namen Goji-Beere bekannt.
Er ging früh zu Bett und stand früh auf. Wenn er Zeit hatte, saß er aufrecht mit geschlossenen Augen, legte seine Hände in den Schoß und bewegte sich manchmal für ein paar Stunden gar nicht. In seiner Freizeit spielte Li Karten und es gelang ihm meistens, genug Geld zu gewinnen, um seinem Gegner eine Tagesmahlzeit zu bezahlen. Aufgrund seiner Großzügigkeit und seinem überlegten Auftreten war jeder gerne in seiner Gesellschaft.
Li widmete sein ganzes Leben dem Studium der Kräuterheilkunde und dem Erforschen der Geheimnisse der Langlebigkeit. Er bereiste verschiedene Provinzen Chinas und Thailands, um Kräuter zu sammeln und Krankheiten zu heilen. Obwohl man nicht genau weiß, ob Li tatsächlich so lange lebte wie man annimmt, so stimmt das wenige, das wir über seine Gewohnheiten wissen, mit den modernen Studien über Langlebigkeit überein.
Warum ist dies so schwer zu glauben?
Mit der durchschnittlichen Lebensdauer in unserer jetzigen westlichen Welt liegen wir zwischen 70 bis 90 Jahren. Allein der Gedanke, dass jemand über 100 Jahre alt werden kann, erscheint uns als eine fast unmögliche Ausnahmeerscheinung. Als einzelner Glücksfall. Der Gedanke, dass jemand über 200 Jahre leben könnte ist für uns undenkbar. Aber ist es nicht auch diese eigene Begrenzung die uns daran hindert?
Auch wir könnten ohne Probleme, die 150 Jahre Grenze erreichen, wenn wir nicht dieses belastete Leben, mit einem 8 Stunden Job, mit der Belastung der Schulden, einer verschmutzten Luft, einer schlechten Ernährung mit fettem Fleisch, genmanipulierten Lebensmitteln, und den mittlerweile katastrophalen Auswirkungen einiger Medikamente leben würden.
Weitere Nachforschungen zu Langlebigkeit
Dan Buettner ist ein Forscher der Langlebigkeit und Autor vom Buch „ Die blauen Zonen: Lektionen für ein längeres Leben. Erkenntnisse über Menschen, die am längsten lebten“ (englischer Originaltitel: „The Blue Zones: Lessons for Living Longer From the People Who´ve Lived the Longest“). In seinem Buch und in einem Auftritt auf der amerikanischen Konferenz für Technologie, Unterhaltung und Design (TED talk*) im Jahr 2009 berichtet er über die Lebensweisen von vier verschiedenen Völkern aus verschiedenen Gegenden der Welt.
All diese Gruppen – kalifornische Adventisten, Okinawaner, Sardinier und Costa Ricaner – werden verhältnismäßig oft über 100 Jahre alt oder sie leben im Durchschnitt ein Dutzend Jahre länger als der Rest der Welt. Er nennt die Orte, an denen diese Gruppen leben, die „blue zones“ (dt.: die blauen Zonen).
Laut Buettners Untersuchungen ernähren sich alle Gruppen der blauen Zonen vegetarisch. Die Gruppe der Adventisten in Loma Linda in Kalifornien isst häufig Hülsenfrüchte und grünes Gemüse. Buettner entdeckte, dass kalorienarme Diät das Leben verlängert. Das wurde durch eine Gruppe von älteren Okinawanern belegt, die nach einer konfuzianischen Regel lebt und mit essen aufhört, wenn sie zu 80% satt ist.
Vielleicht spielte der Wolfsbeerentee von Li eine entscheidende Rolle in seinem Leben. Nachdem sie die Geschichte von Li gehört hatten, führten Mediziner aus Großbritannien und Frankreich eingehende Forschungen über die Wolfsbeere durch und entdeckten, dass sie ein unbekanntes Vitamin enthält, das Vitamin X oder Schönheitsvitamin genannt wird. Ihre Studien bestätigten, dass die Wolfsbeere die Aufnahme von Fett blockiert, die Produktion neuer Leberzellen fördert, den Blutzucker- und den Cholesterinspiegel senkt und vieles mehr.
Die Wolfsbeere(Goji Beere) spielt darüber hinaus eine Rolle bei der Verjüngung: Sie aktiviert Gehirnzellen und die endokrinen Drüsen; sie fördert die Ausschüttung von Hormonen; sie entfernt im Blut angesammelte Gifte, was eine normale Funktion des Körpergewebes und der Organe begünstigen kann.
Meditation
Viele Wissenschaftler haben zahlreiche Vorteile einer regelmäßigen Meditation belegt. Neurowissenschaftler der Universität der Medical School of Massachusetts haben zwei Gruppen von stressgeplagten High-Tech-Angestellten gebeten, entweder in einem Zeitraum von acht Wochen regelmäßig zu meditieren oder ihrem normalen Alltag nachzugehen.
Laut einem Artikel der Psychology Today von 2003 zeigte das Ergebnis der Meditierenden „ (…) eine ausgeprägte Verschiebung der Aktivität zum linken Frontallappen“. „Diese mentale Verschiebung schwächt den negativen Effekt von Stress, mildert Depressionen und Beklemmungen. Es findet ebenfalls weniger Aktivität im Mandelkern statt, dem Sitz der Angst“, hieß es im Artikel.
Meditation wirkt der altersbedingten Schrumpfung des Gehirns entgegen und hebt die allgemeine Stimmung. Neben der Meditation, so fand Buettner heraus, wirkt eine regelmäßig eingeplante Auszeit einem Burn-out entgegen. Die Adventisten in Kalifornien halten sich strikt an ihren 24-Stunden-Sabbat und verbringen die Zeit mit Nachdenken und Gebeten. Sie finden großen Gefallen an ihren sozialen Zirkeln.
Die Gemeinschaft
Buettner belegte ebenfalls, dass die Gemeinschaft einen wichtigen Faktor für die Langlebigkeit in den blauen Zonen darstellt. Die typischen Okinawaner haben viele enge Freunde, denen sie alles anvertrauen können. Die Hochland-Sardinier zeigen älteren Menschen gegenüber Respekt, was im modernen Westen selten geworden ist. Bei den Adventisten steht die Familie an erster Stelle.
Ein Gefühl der Zugehörigkeit, gute Freunde und Familie unterstützen ein gesundes Leben.
In seinem Buch „Outliers“ (dt. Überflieger) untersucht Malcolm Gladwell eine Gruppe von Italienern, auch Rosetans genannt, die in ein Gebiet westlich von Bangor in Pennsylvania übergesiedelt sind. Sie litten ausnahmslos weit weniger an Herzkrankheiten und lebten generell ein langes, gesundes Leben. Nach eingehenden Untersuchungen fand man heraus, dass ihr Geheimnis weder auf ihren Genen noch auf Diäten beruhte (41 % ihrer Diäten bestand aus Fett).
„Die Rosetans haben eine starke, schützende soziale Struktur, die sie vom Druck der modernen Welt isolierte“, schrieb Gladwell. „Die Rosetans waren gesund dank ihrer Umgebung, aufgrund der Welt, die sie für sich selbst geschaffen hatten – ihre kleine Stadt in den Bergen.“
Sinnvolles Leben
Während seinen Reisen begegnete Buettner immer wieder einem Leitmotiv innerhalb der Gruppen der blauen Zonen: Es gab nirgendwo eine Regelung für den Ruhestand. Es stellte sich heraus, dass weitermachen es einfacher macht, weiterzumachen.
Ein sinnvolles Leben bis in den Lebensabend ist wie ein Mantra für die Okinawaner und Sardinier. In diesen Gruppen traf Buettner hundertjährige Männer und Frauen, die immer noch die Berge hinaufkletterten, Zäune errichteten, fischten und sich um ihre Ur-Ur-Ur-Urenkel kümmerten.
Interessanterweise praktizierten diese Hundertjährigen keine besonderen Übungen, wie wir Westler das im Fitnessstudio tun. „Sie leben einfach aktiv ihr Leben, das physische Aktivitäten garantiert“, sagte Buettner. Sie alle laufen, kochen, verrichten ihre Hausarbeit und pflegen ihren Garten selbst.
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