Ist ein Baum nur ein Baum? Wir finden, er ist weitaus mehr: Er ist Sinnbild der Natur, er kann uns Schutz und Nahrung bieten, Freund und Lehrer sein und Heil bringen für Seele, Geist und Körper.
Bäume umarmen ist Liebe zur Natur
Was wir lieben, umarmen wir. In diesem Sinne zeigt sich jüngst ein neues Phänomen der Liebe zur Natur: Das “Bäume umarmen”. Wer einen Baum umarmt, der richtet eine zeitlang die gesamte Aufmerksamkeit auf diesen Baum: Spürt seine Haptik, seinen Geruch und seine Geräusche und nimmt die gesamte Lebensenergie des Baumes in sich auf. Hierdurch erleben viele eine unmittelbare Erfahrung mit der Natur und spüren sich als in Einheit mit dem großen Ganzen.
Baum und Mensch haben viele Gemeinsamkeiten
Und der Baum ist uns Menschen viel näher, als es uns bewusst ist: Er steht wie wir aufrecht, er wächst und vergeht, er hat seinen Frühling, Sommer, Herbst und seinen Winter. In den Wurzeln der Bäume liegen die Ursprünge aller Dinge unseres Seins. Sie sind der Ausgangspunkt jedes Wachstums, die Basis, die am Boden hält, unser Garant für das Überleben. Verliert ein Mensch “den Boden unter den Füßen”, dann sprechen wir davon, dass er “entwurzelt” ist. Wir haben einen “Familien-Stammbaum” oder wir begeben uns auf die “Suche nach unseren Wurzeln”. Wir lieben das Licht, wachsen und recken uns stets in die Höhe. Manch einer ist “baumstark” oder “aus gutem Holz geschnitzt”, manche tragen eine Krone.
Bäume umarmen macht gesund und entspannt
Was echte Naturliebhaber aus eigener Erfahrung wissen, muss vielleicht modernen urbanen Menschen erst wissenschaftlich nachgewiesen werden. In Japan hat sich daher eine eigene Forschungsrichtung rund um das Bäume umarmen etabliert: Die “Shinrin-Yoku” (wörtlich: Waldbaden). Wer also die Wirkung der Natur selbst noch nicht gespürt hat, den überzeugen vielleicht die jüngsten Forschungsergebnisse aus Japan: Spaziergänge im Wald senken demnach die Herzfrequenz signifikant gegenüber vergleichbaren Spaziergängen in der Vorstadt. Eine andere Studie der Forscher mit dem Titel “Die physiologische Wirkung von Shinrin-yoku”, die in 24 Wäldern durchgeführt wurde, wird noch konkreter: Ein Aufenthalt von 20 Minuten im Wald senkt neben der Herzfrequenz auch die Cortisol-Werte, den Blutdruck und die Symphatikus-Aktivität. Die parasymphatische Aktivität nimmt dagegen zu, was zu einer deutlich spürbaren Entspannung führt.
Medizin und Heilkraft der Bäume
Blätter, Rinden und Früchte von Bäumen und Sträuchern haben zudem vielerlei konkrete medizinische Wirkungen. Ob bei Durchfall (Brombeerblätter) oder Verstopfung (Hibiskusblüten), psychischen Störungen, Demenz oder Tinnitus (Ginkgoblätter), als Immunstärker bei Erkältung (Holunderblüten, Hagebutte), Hauterkrankungen (Hamamelis) oder Herzkreislaufstörungen und Stoffwechselproblemen (Weissdorn). Die Möglichkeiten und Anwendungsgebiete sind zahlreich. Und sogar gegen Krebs kann die Baummedizin helfen: Seit einiger Zeit werden in den USA Eiben in Plantagen angepflanzt, da der Wirkstoff Taxotere als vielversprechendes Krebsheilmittel bei Eierstock-, Brust- und Bronchialkrebs gilt.
BÄUME UMARMEN HÄLT GESUND: MEDIZIN ENTSCHLÜSSELT VERMEINTLICHE SPINNEREI
Bäume zu umarmen, bisher eher als Marotte von Ökofreaks bekannt, hat medizinische Effekte: Die Rinde der Bäume enthält sogenannte Terpene, die das menschliche Immunsystem stärken und vor Krebs schützen. Wer einen Baum umarmt, atmet diese Terpene ein und nimmt sie über seine Haut auf.
Das berichtet der Biologe und Bestseller-Autor Clemens G. Arvay in seinem neuen Buch „Der Biophilia-Effekt – Heilung aus dem Wald“ mit Bezug auf Forschungsergebnisse der Nippon Medical School in Tokyo. „Terpene erhöhen die Zahl und fördern die Aktivität jener natürlichen Killerzellen im menschlichen Körper, die Viren entfernen und Krebszellen sowie potenzielle Krebszellen bekämpfen“, schreibt Arvay. „Ebenso aktivieren Terpene die drei wichtigsten Anti-Krebs-Proteine, mit denen unser Immunsystem Tumore bekämpft und uns vor Krebs schützt.“ Es gibt sogar ein Chemotherapeutikum, das auf Terpenen basiert.
Um die positiven Effekte der Terpene zu nützen, müssen Waldbesucher die Bäume nicht zwangsläufig umarmen. „Forscher fanden heraus, dass schon ein ausgedehnter Waldspaziergang die Anzahl und die Aktivität der natürlichen Killerzellen um bis zu 50 Prozent erhöht“, betont Arvay in seinem Buch. Die Terpene entströmen auch den Baumkronen, den Blättern und Stängeln sowie dem Boden. „Wer einen Baum umarmt, kommt allerdings der reichhaltigsten Quelle von Terpenen besonders nahe. Das haben Menschen, die wir lange als Spinner abgetan haben, wohl intuitiv gespürt.“
Spirituelle Kraft und Erkenntnis durch Bäume
Nur die spirituell wohltuende Erfahrung lässt sich noch nicht in Studien nachweisen. Dabei gelten bestimmte Bäume in vielen religiösen und spirituellen Traditionen geradezu als Wahrzeichen von Einheit und Erkenntnis. So gibt es zum Beispiel den berühmten Bodhi Baum (auch Buddhabaum), die indische Pappel-Feige, unter der Siddhartha Gautama(Buddha) einst Erleuchtung erlangt hat. Die Pappel-Feige gilt seitdem in der buddhistischen Kunst als Wahrzeichen des Buddha. Auch in der keltischen Pflanzenmystik gibt es heilige Bäume, vor allem Eichen- und Mistelbäume, die bis heute in Form von modernen Baumkreisen als Touristenattraktionen in vielen Erholungsorten Deutschlands zu finden sind. In der altindischen Tradition des Hatha Yoga hat der Baum ebenfalls eine besonders Bedeutung. Mit Vrikshasana (Sanskrit: Baumhaltung) üben sich die Yogis in ihrem inneren Gleichgewicht und dem Gefühl von Frieden, Einheit und Genügsamkeit.
Wer die Natur liebt, schützt seine Umwelt!
Die Bäume und Steine werden dich Dinge lehren, die dir kein Mensch sagen kann
– Bernhard von Clairvaux
Aber man muss keinen Baum umarmen, wenn man die Natur liebt. Und nicht nur aus Liebe, sondern auch aus reinem Egoismus sollten wir unsere Natur schützen. Denn Umweltverschmutzung und achtloser Umgang mit der Natur entziehen uns die Grundlage für ein gutes und gesundes Leben. Es gibt viele Möglichkeiten für einen nachhaltigen und umweltbewussten Lebenstil. Vom Verzicht auf zu viel Verpackungsmüll, unnötiges Autofahren und Billig-Lebensmittel, bis hin zur aktiven Mitarbeit in einem Naturschutzverein. Wer mag, kann auch ganz konkret Wälder unterstützen und eine Baumpatenschaft übernehmen. Informationen dazu gibt es bei Greenpeace. Solcherlei Aktivität wird durch einen großen persönlichen Zugewinn belohnt: Wir erhalten und pflegen unsere Natur, die Grundlage unseres Daseins, und ernten Freude, Glück und Gesundheit.
Empfehlung zum Thema:
Der Biophilia-Effekt – Heilung aus dem Wald
Mehr zur Forschung: National Center for Biotechnology Informationen: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19585091 / http://www.evidero.de/naturliebe-macht-gluecklich / http://www.food-monitor.de/2015/05/baeume-umarmen-haelt-gesund-medizin-entschluesselt-vermeintliche-spinnerei/ratgeber/
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