Eltern wollen immer nur das Beste für ihre Kinder. Und wollen sie so schnell wie möglich auf eine Welt vorbereiten, die ihnen alles abverlangen wird. Wollen sie stark und leistungsfähig machen, damit sie sich später mal behaupten können.
Und versuchen, ihr Kind so früh und vielfältig wie möglich zu fördern. Musik-, Sport- und Sprachunterricht sollen den Nachwuchs wettbewerbsfähig machen. Schon Babys haben heute volle Terminkalender: Turnen, PeKip, Musikunterricht, Babyschwimmen und Krabbelgruppen stehen auf dem Programm. Einfach nur spielen? Dafür haben selbst die Kleinsten oft keine Zeit mehr. Es wird gefordert ohne Ende, währenddessen befördern wir unsere Kinder aus der Kindheit, und das viel zu schnell.
Dabei wird so oft vergessen, was wirklich wichtig für ein Kind ist.
Diese neue Studie kann uns wieder daran erinnern:
Je mehr sich Mütter ihren Kleinkindern zuwenden, umso stärker wächst eine bestimmte Hirnregion beim Nachwuchs. Das haben amerikanische Forscher jetzt herausgefunden
Um ganze zehn Prozent größer ist das Lern- und Gedächtniszentrum im Gehirn bei Schulkindern, deren Mütter in frühen Jahren besonders feinfühligen Umgang gezeigt haben. Das berichten Forscher der Washington University School of Medicine in der Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“.
Eltern steuern Entwicklung
Joan Luby und ihr Team von der Universität St. Louis hatten 92 Kinder von drei bis sechs Jahren unter anderem einem leichten Stresstest unterzogen: Kinder bekamen in Anwesenheit ihrer Mütter ein bunt verpacktes Geschenk in ihre Reichweite, durften es aber erst nach acht Minuten öffnen. Auch die Reaktionen der Mütter, Zuwendung und Hilfe, wurden nach einem Punktesystem bewertet.
Rund drei Jahre später maßen Magnetresonanztomographen die Größe des Hippocampus dieser Kinder. Es zeigte sich: Alter oder soziale Stellung der Eltern prägen die Größe der Gehirnregion nicht. Hingegen zeigte sich ein starker statistischer Zusammenhang zwischen der Größe der Gehirnregion und dem beim vorherigen Test ermittelten „Zuwendungs-Index“.
Das Ergebnis: Kinder mit feinfühligen Müttern hatten einen um zehn Prozent größeren Hippocampus als Altersgenossen, deren Mütter wenig auf sie eingegangen waren.
Die Studienautorin Joan L. Luby sieht darin den „ersten Nachweis beim Menschen, dass Mutterliebe die kindliche Gehirnstruktur tatsächlich verändert“.
Diese „Momentaufnahme“ bei dem ersten Test könne ein Hinweis auf die langfristig erhaltene Zuwendung als Kleinkind sein, schreiben die Forscher. Zuwendung und Unterstützung durch die Mutter förderten demnach die Entwicklung wichtiger Gehirnregionen.
Mütterliche Zuwendung stärkte Wachstum des Hippocampus
Das bei mütterlicher Zuwendung verstärkte Wachstum des Hippocampus kann für den weiteren Lebensverlauf von entscheidender Bedeutung sein, da die spezielle Hirnregion einen wesentlichen Einfluss auf das Gedächtnis, die Emotionen und deren Verarbeitung und Stressbewältigung hat. Zwar war der erste Test nur eine Momentaufnahme der mütterlichen Zuwendung, doch nach Ansicht der Forscher kann diese als Hinweis auf die generelle mütterliche Zuwendung für die Kleinkinder gewertet werden. So gehen Professorin Joan Luby und Kollegen davon aus, dass durch die Zuwendung und Unterstützung der Mütter tatsächlich das Wachstum wichtiger Gehirnregionen bei den Kleinkindern anregt wird.
Liebevolle Kommunikation
Studien zeigten auch, dass regelmäßige liebevolle Kommunikation mit den Kindern, über ihre Gedanken und Gefühle, verbale Fähigkeit , emotionales Verständnis und soziale Verbundenheit erhöht.
Als Eltern können wir versuchen zu verstehen, was im Innern eines Kind vor sich geht …
- Regelmässige Kommunikation über wichtige Dinge in ihrem Leben;
mit Gesprächen darüber, wie sie sich fühlen; so dass sie Fragen zu Themen stellen, die schwer zu verstehen sind, und das alles ohne Bewertung und Beurteilung. - ihnen Raum geben, um selbstständig Dinge herauszufinden.
- Diese Art der Beziehung durch liebevolle Kommunikation, gibt dem Kind ein Gefühl der Akzeptanz und des Vertrauens, und erhöht die Fähigkeit, erfolgreich Probleme zu lösen .
Lernen und Stressregulierung
Der Hippocampus ist Teil des limbischen Systems des Gehirns, das bei Emotionen und der Lernleistung eine wichtige Rolle spielt. „Bei jedem neuen Dazulernen ist diese Region beteiligt. Ist er vergrößert, dürfte dies die Lernleistung verbessern“, erklärt Bock. Erklärbar sei das Wachstum vor allem dadurch, dass die Zuwendung die Neubildung der Nervenzellen-Synapsen stimuliert. Jedoch auch Stressreaktionen laufen über den Hippocampus und verschlechtern sich, wenn das zentral gelegene Hirnareal beschädigt ist.
Die US-Forscher interpretieren das Ergebnis als Zeichen, wie bedeutend die scheinbar rein intuitive Erziehung durch die Eltern für die menschliche Entwicklung ist. „Günstig wäre, den erzieherischen Fähigkeiten mehr Aufmerksamkeit und Förderung zu geben. Denn die Umsorgung im frühen Alter bestimmt die spätere Entwicklung in sehr, sehr hohem Ausmaß“, schreibt Luby.
Also, wenn die Liebe das Gehirn nachhaltig verändern kann; Dann kann man davon ausgehen, dass die Liebe auch die Welt verändern kann.
Lasst es uns versuchen!
Originalartikel unter http://www.pnas.org/content/early/2012/01/24/1118003109